Weihnachten – für viele gehört diese Zeit zu einer der schönsten des Jahres, aber es ist auch oft die stressigste, die viele Konflikte mit sich bringt.
Das Fest der Liebe verwandelt sich leider nicht selten in ein Fest, was von unterdrückten Erwartungen, Zweifeln, Unsicherheiten, Isolation und Spannungen geprägt ist.
„Streit unterm Weihnachtsbaum“ ist kein seltenes Phänomen und lässt die beteiligten Personen oft ratlos zurückbleiben.
Doch warum entstehen Konflikte an Weihnachten so häufig, und was kannst du tun, um sie zu vermeiden oder sie schnell und konstruktiv zu lösen?
In diesem Artikel erfährst du, wie Konflikte entstehen können, warum sie sich gerade zu Weihnachten zuspitzen und wie du innerhalb der Familie, in der Partnerschaft oder zwischen Geschwistern besser damit umgehen kannst.
Warum Konflikte an Weihnachten so häufig sind
Bevor wir uns den verschiedenen Arten von Konflikten widmen, ist es wichtig, zu verstehen, warum Weihnachten ein so anfälliger Zeitpunkt für Streitigkeiten ist.
Konflikte entstehen häufig aus (unausgesprochenen) Erwartungen – und davon gibt es an Weihnachten jede Menge.
Jeder hat eine ganz eigene Vorstellung davon, wie das Fest gestaltet sein sollte:
Die perfekte Dekoration, der perfekte Baum, das perfekte Essen, die perfekte Stimmung.
Gibt es das überhaupt?
Ein Gefühl von „Es ist perfekt“ gibt sowieso nur in unserer eigenen Wahrnehmung, denn alle Menschen sind unterschiedlich und manchen Menschen ist es auch einfach nicht so wichtig.
In der Realität sieht der Drang nach Perfektionismus so aus:
Stress, Zeitdruck, hohe Erwartungen an sich selbst und andere und alte Familienmuster führen dazu, dass wir besonders angespannt sind und kleine Missverständnisse schnell zu großen Streitereien eskalieren.
Außerdem dürfen wir nicht vergessen: Weihnachten bringt uns oft mit Menschen zusammen, die wir vielleicht nicht das ganze Jahr über sehen.
Das Wiedersehen kann schön sein, aber es birgt auch Potenzial für Konflikte, vor allem, wenn alte, ungelöste Themen plötzlich wieder aufbrechen oder wir bei den anderen Menschen nicht mehr „andocken“ können.
1. Konflikte in der Familie: Wenn alte Muster an Weihnachten auftauchen
Die Familie ist oft der Ort, an dem wir uns besonders sicher fühlen sollten, aber sie ist auch der Ort, an dem Konflikte besonders emotional aufgeladen sind.
Das liegt daran, dass wir mit unseren Eltern, Geschwistern oder anderen Familienmitgliedern oft alte Verhaltensmuster verknüpfen, die uns in bestimmten Rollen festhalten.
Das ist uns oft gar nicht bewusst, aber in unserem Unterbewusstsein sind diese Muster abgespeichert und kommen dann in bestimmten Situationen wieder zum Vorschein.
Wo können Konflikte in der Familie entstehen?
- Unterschiedliche Erwartungen: Jeder hat eine andere Vorstellung davon, wie Weihnachten ablaufen soll. Die einen möchten es traditionell, die anderen modern und entspannt.
- Unausgesprochene Themen: Alte Konflikte, die über das Jahr hinweg nicht besprochen wurden, brechen oft an Weihnachten auf.
- Ungleichheiten: Wer übernimmt die Arbeit? Wer entscheidet, was es zu essen gibt? Diese Fragen können schnell für Unmut sorgen.
- Anderes Werteverständnis: Was in den Tagen rund um Weihnachten besonders wichtig ist oder einem am Herzen liegt, ist bei jedem anders. Hier kann es zu Spannungen und Unverständnis kommen.
Mit Streit innerhalb der Familie umgehen
Ich kann aus eigener Erfahrung nur empfehlen:
Sprich offen darüber, was dir wichtig ist und welche Erwartungen du hast. Das hilft, um anschließend Missverständnisse zu vermeiden.
Vermeide Perfektionismus, denn niemand erwartet (oder sollte erwarten), dass alles perfekt läuft. Niemand wird sich an das „perfekte“ Weihnachten erinnern, alle aber an einen schönen Abend und an ein fröhliches Beisammensein. Wenn du diesen Gedanken zulässt, dann bleibt Raum für Flexibilität und Neues.
Überlege dir zusätzlich, was Weihnachten für dich und für euch als Familie wirklich bedeuten soll, und richte den Fokus nur darauf. Alles andere darf nebensächlich bleiben.
2. Konflikte in der Partnerschaft: Manchmal liegen die Nerven blank
Wenn wir gestresst sind und zu viele Dinge auf unserer to-do-Liste stehen, dann fühlen wir uns oft allein gelassen, nicht gesehen, nicht gehört und vor allem aber überfordert.
Geschenke kaufen und einpacken, das Fest planen, Besuche organisieren, Weihnachtsfeiern, Plätzchen backen, schmücken…All das führt oft zu schlechter Stimmung und Missverständnisse können sich breit machen.
Wer kümmert sich um was? Wenn die Aufgabenverteilung unausgewogen ist, entstehen schnell Vorwürfe und Beschuldigungen. Aus einer Vorwurfshaltung heraus, können wir allerdings nur schwer, eine entspannte Zeit miteinander haben.
Unterschiedliche Prioritäten: Vielleicht möchte der eine Heiligabend bei den eigenen Eltern verbringen, während der andere lieber eine kleine Feier zu zweit hätte. Wo, wann, wie und mit wem gefeiert wird, sind die Fragen, aus denen häufig Konflikte schon im Vorfeld entstehen können.
Wenn Paare gerade nicht klar und ehrlich kommunizieren, dann wird es in stressigen Zeiten noch schwieriger, gemeinsame Lösungen und Kompromisse zu finden.
Ehrlichkeit fängt bei uns an. Umso wichtiger, einmal genauer hinzusehen.
Konflikte in der Partnerschaft lösen
- Vorher absprechen: Kläre bitte frühzeitig, wer welche Aufgaben übernimmt und wo ihr Heiligabend verbringt. Das hilft, die Erwartungen des jeweils anderen frühzeitig zu kennen und evtl. nachvollziehen zu können.
- Ruhepausen einplanen: Motiviere deinen Partner/ deine Partnerin, bewusst Zeit nur für euch einzuplanen, ohne Familie, ohne Verpflichtungen. Eine kurze Auszeit, wie z.B. ein gemeinsamer Weihnachtsmarktbesuch, kann Wunder wirken.
- Höre aktiv zu: Gerade in stressigen, emotional aufgeladenen Zeiten ist es wichtig, den anderen nicht nur zu hören, sondern wirklich zuzuhören, Interesse zu zeigen und nachzufragen. Wenn wir viele Sachen zur gleichen Zeit tun, dann hören wir nur die Hälfte.
3. Konflikte mit den eigenen Kindern: Zwischen Erwartungen und Realität
Kinder können Weihnachten unglaublich bereichern, aber sie bringen auch ihre eigenen Herausforderungen mit. Konflikte entstehen häufig, wenn die Vorstellungen der Eltern nicht mit dem Verhalten der Kinder übereinstimmen.
Wir als Eltern möchten es gerne schön haben, wir möchten gesehen, akzeptiert, wertgeschätzt werden und das alles am besten genau an Heiligabend, nachdem wir so viel dafür getan haben, ein ganz besonderes Weihnachtsfest zu gestalten.
Doch wie entstehen Konflikte mit den eigenen Kindern?
- Unterschiedliche Bedürfnisse: Während Eltern sich ein ruhiges und besinnliches Fest wünschen, sind Kinder oft aufgeregt, übermüdet, und sie wollen spielen, toben oder sich auf ihre Weise ausdrücken.
- Überreizung: Die Fülle an Eindrücken, die Geschenke, der Besuch, ein ungewohnter Ablauf – Das alles kann Kinder schnell überfordern.
- Grenzen testen: Gerade an Weihnachten neigen Kinder dazu, Regeln auszutesten. Sie wollen einfach wissen: „Wie stabil sind meine Eltern gerade? Was kann ich heute noch alles ausprobieren? Gibt es hier überhaupt eine Grenze?“
Meine Impulse, damit es ein wenig leichter wird:
Denke daran, dass für Kinder das Weihnachtsfest eine ganz andere Bedeutung hat und sie nicht dieselben Vorstellungen haben wie Erwachsene.
Plane Aktivitäten ein, die auch die Kinder mitmachen oder entscheiden können. Dann fühlen sie sich gehört und gesehen und sind stolz darauf, mit einbezogen geworden zu sein.
Kinder fühlen sich insgesamt mehr in Balance, wenn sie wissen, was sie erwartet. Ein klarer Ablauf hilft, Überforderungen zu vermeiden und gibt ihnen den nötigen Halt. Jedes Kind ist natürlich anders, aber mein Sohn mit knapp 10 Jahren fragt mich immer, was genau unser Tagesplan ist, denn das gibt ihm Sicherheit und Struktur.
Und wenn es doch mal Spannungen gibt, dann denke daran: Konflikte mit Kindern und auch anderen Personen gehören in zwischenmenschlichen Beziehungen dazu. Bleibe ruhig und versuche, die andere Perspektive zu verstehen und dann nach entsprechenden Lösungen zu suchen. Manchmal kann eine kleine Anpassung des Planes oder der eigenen Vorstellung schon ganz viel bewirken.
4. Konflikte zwischen den Geschwistern: Wenn alte Rivalitäten hochkochen
Geschwister haben eine besondere Beziehung: Sie kennen sich oft in- und auswendig, was Nähe, aber auch Reibungspunkte schafft.
Gerade an Weihnachten kann es schnell zu Konflikten kommen, sei es durch alte Rivalitäten oder durch unterschiedliche Lebensrealitäten.
Bei bereits erwachsenen Geschwistern ist es wichtig, sich immer wieder offen und ohne den ganzen alten Erfahrungsschatz im Kopf auf die Situation einzulassen. Alte Muster und Glaubenssätze blockieren nur, wenn es darum geht, die andere Person neu zu entdecken.
Typische Konflikte zwischen Geschwistern
Findest du dich hier vielleicht wieder und kennst diese Gründe für eine Konfliktsituation mit deinen Geschwistern?
Vergleiche:
Wer macht was besser? Wer bekommt mehr Aufmerksamkeit? Wer ist erfolgreicher? Wer ist besser vorbereitet? Wer schaut besser aus?
Alte Streitigkeiten:
Ungelöste Konflikte aus der Vergangenheit können plötzlich wieder hochkommen. Meistens streiten wir uns dann so, wie als ob wir noch Kinder wären, und keine Erwachsene.
Unterschiedliche Lebenssituationen:
Unterschiedliche Lebensentwürfe oder Meinungen können zu Spannungen führen. Unsere Toleranz ist in der Regel im Freundeskreis um einiges höher als bei den eigenen Geschwistern.
Konflikte zwischen Geschwistern entschärfen
Konflikte unter Geschwistern sind immer unangenehm, aber wir dürfen immer das große Ganze im Auge haben.
Daher mein kleiner Appell an dich. Sollte es dich betreffen:
- Setze dich mit deinen Geschwistern zusammen: Sprecht offen über das, was euch stört, was euch beschäftigt oder euch Sorgen macht. Oft hilft ein klärendes Gespräch.
- Vermeide Schuldzuweisungen: Wenn du mit allem, was dich beschäftigt, gut bei dir bleibst und in Ich-Botschaften sprichst, dann hast du die Chance auf ein entspanntes Miteinander.
Z.B.: („Ich fühle mich…Ich habe bemerkt…Ich bin heute…Ich möchte dich darauf hinweisen…“ statt „Du hast…“). - Plane gemeinsame Aktivitäten: Auch wenn es vielleicht zunächst eine Hürde ist, aber unternehmt etwas zusammen, was euch verbindet und die Stimmung lockert. Gerade wenn viele Menschen in einem Raum oder länger zusammen sind (die das nicht gewohnt sind), ist es Goldwert, die Situation ein wenig aufzulockern.
Konflikte an Weihnachten: Entstehen sie wirklich aus dem Nichts?
Hast du schon einmal erlebt, dass ein Streit, eine Diskussion oder ein Konflikt so schnell entstanden ist und im Nachhinein weiß keiner mehr, warum eigentlich?
Weihnachten ist emotional aufgeladen, und kleine Auslöser können schnell große Reaktionen hervorrufen.
Vielleicht ist es eine Bemerkung, die falsch aufgefasst wird, oder ein Blick, der als Vorwurf interpretiert wird.
An Weihnachten sind die Gefühle oft besonders intensiv, was uns auch empfindlicher macht.
Der Grund kann, wie so oft, Stress und Überforderung sein. Denn wenn alle auf Hochtouren laufen, haben wir weniger Geduld und reagieren schneller gereizt.
Manchmal sind vergangene Enttäuschungen „schuld“ an dem Dilemma, denn oft schwingen alte Verletzungen mit, die in ähnlichen Situationen passiert sind.
Was kannst du nun tun, um spontane Konflikte zu deeskalieren?
Wenn du merkst, dass die Stimmung kippt, nimm dir einen Moment, um tief durchzuatmen.
Ein lockerer Spruch kann die Spannung oft besser lösen, als ernsthafte Worte es könnten.
Bleibe im Hier und Jetzt und konzentriere dich darauf, was gerade wirklich passiert, und vermeide es, alte Themen aufzurollen.
Mein Fazit: Weihnachten ohne Konflikte? Realistisch oder Wunschdenken?
Weihnachten ohne jegliche Konflikte ist unwahrscheinlich, und auch wenn wir mal davon verschont bleiben, dann kommen sie gewiss im nächsten oder übernächsten Jahr.
Es ist eine Zeit, in der wir mit unseren Liebsten zusammenkommen, was wunderschön, aber auch herausfordernd sein kann:
Viele Personen, viele Bedürfnisse, viele Erwartungen, viele Emotionen und damit auch ein größeres Konfliktpotenzial.
In meinem Podcast „Kommunikation leben“ gibt es ebenso eine Folge zu diesem Thema: „Konflikte in der Weihnachtszeit – Das kannst du tun!“
Hör sie dir unbedingt an, wenn du noch tiefer einsteigen möchtest.
https://coaching-ludwig.com/podcast-kommunikation-leben/
Konflikte an Weihnachten sind kein Weltuntergang – sie sind eine Gelegenheit, als Familie, Paar oder Gemeinschaft zu wachsen.
Indem du lernst, besser mit ihnen umzugehen, kannst du die Feiertage nicht nur entspannter, sondern auch bewusster erleben.
Denk daran:
Das Wichtigste an Weihnachten ist nicht Perfektion, sondern Verbindung – zu dir selbst und zu deinen Mitmenschen.
Kläre so viele Details wie möglich im Vorfeld – vom Menüplan bis zur Sitzordnung und gib dir und jedem anderen die Möglichkeit, sich zurückzuziehen und kurz durchzuatmen.
Ich hoffe, dieser Artikel hat dir hilfreiche Impulse gegeben, wie du mit Konflikten an Weihnachten besser umgehen kannst.
Teile gerne deine Gedanken oder Erfahrungen in den Kommentaren oder melde dich bei mir – Ich freue mich auf den Austausch!
PS:
Sollte die Situation an Weihnachten schwierig werden und du schnelle und unkomplizierte Hilfe benötigen, dann buche meine Akut-Coaching-Session und ich melde mich innerhalb von 48 Stunden mit Terminvorschlägen bei dir.
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