#10 Sind Konflikte im Urlaub „normal“?

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Der lang ersehnte Urlaub ist endlich da und die Vorfreude auf Entspannung und Erholung meistens groß.
Doch gar nicht so selten tauchen im „Paradies“ unerwartete Wolken auf:

Konflikte und Streit.

Konflikte mit uns selbst.

Konflikte mit unserem Partner oder unserer Partnerin.

Konflikte mit unseren Kindern.

Konflikte mit anderen „Urlaubsbegleitungen“.

Wieso entstehen sie aber so plötzlich?
Sind sie im Urlaub vielleicht sogar normal?
Wenn ja, wie können wir souverän mit ihnen umgehen?

 

Das möchte ich diesem Artikel beleuchten – denn unter uns:
Wer hat im Urlaub schon Lust auf Konflikte und Streit?

 

Warm sind Konflikte im Urlaub so häufig – und: Muss ein Konflikt auch zwangsläufig zu einem Streit werden?

 

Die Entstehung von Konflikten im Urlaub kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden.

Oftmals liegt es an den hohen Erwartungen, die wir an diese Auszeit knüpfen.

Wenn die Realität im Urlaub nicht mit unseren Vorstellungen übereinstimmt, kann dies zu Enttäuschung und Frustration führen.
Das kann der Urlaubsort an sich sein, das Hotel, die Stimmung in der Partnerschaft oder innerhalb der Familie, das Wetter oder auch ein unvorhergesehenes Ereignis, wie „der Koffer ist nicht angekommen“ oder „ein Familienmitglied ist plötzlich krank“.

Zudem ist das Reisen in der Regel stressig (gerade mit kleineren Kindern).

Lange Autofahrten oder Zugstrecken, stundenlange Flugreisen oder lange Wartezeiten beim Umsteigen in ein anderes Verkehrsmittel sind nicht unser „normal“.
Trotz großer Freude auf den Urlaub, kann sich eine gewisse Anspannung einstellen, wenn das Stresslevel bei der Hinreise zu hoch ist.

Von der Zeitverschiebung, die manchmal auf uns wartet, ganz abgesehen.

Wenn wir müde, aus unserem Rhythmus gekommen und unausgeglichen sind, entstehen die ersten Stimmungsschwankungen und Konflikte, fast schon mit Garantie.

Am Urlaubsort angekommen, können veränderte Routinen ebenfalls das emotionale Gleichgewicht stören.

Vielleicht haben wir zu Hause die Möglichkeit unsere Sporteinheit in Ruhe zu machen, uns ein bestimmtes Essen zu kochen, welches uns guttut, in Ruhe Zeitung zu lesen, etc…..
Auch essen wir zu Hause in der Regel zu anderen Uhrzeiten und haben eine andere Schlafroutine – an dieser Stelle ein Gruß an alle Hotelbetten: Keines ist so schön, wie mein Bett zu Hause! (-:

Eine weitere Ursache für Konflikte im Urlaub ist die ungewohnt lange Zeit, die wir mit unseren Mitreisenden verbringen.

  • Wir sind es nicht gewohnt, 24/7 auf einmal mit unserem Partner oder unserer Partnerin zusammen zu sein.
  • Wir sind es (je nach Alter der Kinder) nicht gewohnt, sie rund um die Uhr um uns zu haben.
  • Wir sind es nicht gewohnt, mit anderen Personen, wie den Schwiegereltern oder mit Freunden, zu reisen und so viel Zeit mit ihnen zu verbringen.

 

Bei Geschwisterkindern kommt noch hinzu:

Auch die Geschwister untereinander sind es nicht gewohnt, sich ständig um sich herum zu haben. Hier wird in Folge viel ausgetestet, es werden (neue) Grenzen gesetzt und sich gegenseitig geärgert, wenn einem Geschwisterteil langweilig ist.

Wir sollten nicht vergessen:

Selbst in den besten Beziehungen und in den engsten Familienkonstellationen können Differenzen auftreten, wenn wir längere Zeit auf engem Raum zusammen sind.
Unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse bergen einfach ein gewisses Konfliktpotenzial, sei es bei der Wahl der Aktivitäten oder der Entscheidung, ob man den Tag am Strand oder auf Sightseeing-Tour verbringt.

 

Muss denn ein Konflikt zwangsläufig zum Streit führen?

 

Das Wort „Konflikt“ kommt vom lateinischen „confligere“, was kämpfen, zusammenstoßen, aber auch zusammenbringen heißen kann.

Das heißt: Konflikte zu haben und auszutragen, heißt zwar, einerseits für etwas zu kämpfen, sich aber auch auszutauschen, was die Chance enthält, zwei Parteien näher zusammenzubringen.

Ein Konflikt besteht, wenn Handlungen, Bedürfnisse, Interessen, Wünsche, Erwartungen oder Gefühle von zwei Menschen oder Gruppen im Widerspruch zueinanderstehen und deshalb aufeinanderprallen.

Ein Konflikt ist also „einfach da“.

 

Von einem Streit sprechen wir, wenn zwei Menschen oder verschiedene Gruppen (zwei oder mehrere) einen Konflikt austragen. Oft versucht eine Partei, der anderen die eigene Meinung oder Überzeugung aufzuzwingen, um zu siegen. Das kann bewusst, aber auch unbewusst sein.
Streiten ist sozusagen die Tätigkeit an sich.

Zu einem Streit, gehören immer zwei:
Einer, der handelt, und einer, der darauf eingeht.

 

Ein Konflikt muss nicht zwangsläufig zum Streit werden – auch nicht, wenn wir ihn austragen.

Ich finde es äußerst spannend, an diesem Punkt anzusetzen und zu überlegen, was wir in Konfliktsituationen tun können, um einen Konflikt nicht zum Streit werden zu lassen.

Wenn du an dieser Stelle tiefer in die Thematik eintauchen möchtest, kann du dir auch meinen Blogartikel „Konflikte können mehr als du denkst“ durchlesen, den du hier findest:

https://coaching-ludwig.com/konflikte-koennen-mehr-als-du-denkst/

 

Sind Konflikte im Urlaub „normal“?

 

An dieser Stelle möchte ich dich beruhigen:

Konflikte im Urlaub sind ganz normal und gehören dazu.

Sie sind ein natürlicher Ausdruck unserer Individualität und unserer Bedürfnisse.
Erst wenn wir akzeptieren, dass sie mit dazu gehören und dass sie Teil des Lebens sind – auch im Urlaub – dann haben wir die Möglichkeit, ihnen entgegenzuwirken.

Denn:
Perfektionistische Vorstellungen von einem problemlosen Urlaub können zu großer Unzufriedenheit führen, wenn Konflikte auftreten und wir machen uns dann zusätzlichen Stress, nach dem Motto „Jetzt sind wir endlich im Urlaub, das ist die schönste Zeit des Jahres, jetzt darf nichts die besondere Stimmung trügen“.

Einen Konflikt zu haben, diesen auch anzusprechen und auszutragen, ist eine Chance, ein Austausch und nichts „Schlimmes“.

Was ich persönlich allerdings schade finde, ist, wenn Konflikte zu richtigen Streitereien werden.
Für alle Urlaubs-Beteiligten führt die Situation dann zu Frust, Traurigkeit und schlechter Stimmung.

Das wünscht sich, gerade im Urlaub, niemand und es bringt in den allermeisten Fällen auch nichts.

 

Was sagen uns Konflikte, die wie aus dem Nichts „aufploppen“?

 

Konflikte, die plötzlich auftauchen, und die nicht auf die erwähnten Ursachen zurückzuführen sind, können tieferliegende Gründe haben.

Oft dienen sie als Ventil für ungelöste Spannungen oder Probleme, die sich im Alltag aufgestaut haben.
Der Urlaub bietet dann eine vermeintlich sichere Umgebung, um diese Themen anzusprechen.

Ein verärgertes Wort, das Ärgern über Kleinigkeiten oder ständiges „Herummeckern“ kann auf eine größere Unzufriedenheit hinweisen, die nichts mit der eigentlichen Begebenheit zu tun hat.

Solche unvorhergesehenen Konflikte können auch auf persönliche Stressoren zurückzuführen sein, wie zum Beispiel Arbeitsdruck oder persönliche Unsicherheiten.

Ein scheinbar kleiner Streit oder eine zunächst bedeutungslose Konfliktsituation, kann auf ein tieferes emotionales Anliegen hinweisen, das dann im Urlaub an die Oberfläche kommen „möchte“.

 

Wie können wir mit Konflikten im Urlaub besser umgehen?

 

Hier sind einige Anregungen für dich:

 

Kommunikation ist der Schlüssel

Ich sage es ganz oft, aber es ist so essenziell:

Offene und ehrliche Gespräche sind entscheidend, um Konflikte zu lösen.
Spreche mit den Menschen, die mit dir in den Urlaub fahren (auch mit den Kindern) über deine Erwartungen, Bedenken und Wünsche für den Urlaub.
Frage auch, was die anderen für Vorstellungen haben, denn aktives Zuhören und Empathie sind dabei genauso wichtig wie das eigene Ausdrücken.

 

Akzeptanz und Flexibilität

Akzeptiere und plane es auf jeden Fall mit ein, dass nicht alles nach Plan verlaufen wird.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind grundlegend, um unvorhergesehene Situationen und Änderungen zu meistern und sich davon nicht in eine schlechte Stimmung versetzen zu lassen.
Wir können viel planen, organisieren und uns Strategien überlegen, aber letztendlich gilt:
Wenn du flexibel reagieren kannst, dann ist das „die halbe Miete“.

 

Zeit für dich selbst

Nehme dir im Urlaub auch einmal Zeit, nur für dich und für dein Gefühl, dir selbst auch Zeit und Raum zu geben, bzw. zu schenken.

Individuelle Aktivitäten, sei es ein 20-minütiger Spaziergang alleine am Strand oder 30 Minuten in Ruhe ein Buch zu lesen, können wahre Wunder bewirken und unsere Energiereserven wieder auffüllen.
Ich stelle immer wieder fest: Wenn wir uns selbst die Zeit für uns nehmen, können wir auch dem Partner oder der Partnerin diese individuelle Selfcare-Zeit mit Leichtigkeit gönnen.

 

Kompromisse eingehen

Kompromisse sind unvermeidlich.

Finde in Entscheidungssituationen am besten einen Mittelweg mit allen Beteiligten, der allen gerecht wird und eine harmonische Balance zwischen den Aktivitäten schafft.
Es hilft nichts: Jeder wird im Urlaub einmal nachgeben oder einen Ausflug mitmachen müssen, auf den derjenige vielleicht nicht so viel Lust hat.
Die Diskussion, was gekocht wird oder welches Restaurant besucht wird, ist hier auch immer eine ideale Übung, um Kompromisse einzugehen.

 

Erwartungen überdenken

Wenn du unrealistische Erwartungen an den Urlaub hast und mit dem Gefühl startest, dass alles perfekt sein muss, dann überdenke einmal auf was im Urlaub wirklich ankommt.

Auf die gemeinsame Zeit?

Auf das Barfußlaufen im Sand?

Auf das Erkunden einer neuen Stadt?

Auf den Einblick in eine andere Kultur?

Denke daran – Perfektion gibt es nicht, und es ist okay, wenn nicht jeder Tag wie aus dem Bilderbuch verläuft.

 

Entspannung & Reflexion:

Wenn du ein paar Entspannungstechniken, wie Meditation oder Atemübungen, parat hast, dann kannst du leichter stressige Situationen bewältigen.
Konflikte im Urlaub sind oft nicht so leicht zu meistern, da wir andere Menschen nicht ändern können und auch nicht sollten.

Wir können aber bei uns anfangen und obwohl es im ersten Moment vielleicht etwas „unbequem“ ist:
Nutze die Zeit im Urlaub für Selbstreflexion und überlege:

Warum sind bestehende Konflikte da?
Was führt dazu, dass sie immer wieder zu einem Streit führen?
Was kann ich daraus lernen?
Welche Maßnahmen kann ich ergreifen, um dem entgegenzuwirken?

 

Eine kleine Zusammenfassung

 

Wir dürfen uns von dem Gedanken verabschieden, Konflikte machen den Urlaub „kaputt“, sind einfach nur „schrecklich“ und sollten tunlichst vermieden werden.

Konflikte im Urlaub sind eine Gelegenheit, Beziehungen zu vertiefen – wenn wir sie nicht zu einem Streit weiterentwickeln.

Konflikte erinnern uns daran, dass vielleicht auch die schönste Zeit des Jahres Herausforderungen mit sich bringen kann.
Wenn wir lernen, mit ihnen umzugehen, können wir unseren Urlaub nicht nur genießen, sondern auch gestärkt aus ihm hervorgehen.

Konflikte im Urlaub sind normal und können wertvolle Einsichten bieten, sowohl über unsere Beziehungen als auch über uns selbst.
Sie erlauben uns, tiefer zu verstehen, was uns bewegt, und bieten die Chance, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Indem wir flexibel, empathisch und offen bleiben, können wir aus jedem Konflikt lernen und unseren Urlaub, auch mit bestehenden Konflikten, in vollen Zügen genießen.
Es geht, wie gesagt, nicht um die Abwesenheit von Konflikten, sondern um die Art und Weise, wie wir mit ihnen umgehen.

 

Ich hoffe, du konntest ein paar Impulse für dich mitnehmen.

Alles Liebe

 

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PPS:

Letztens durfte ich im Podcast von Kathrin Koll von „Noranni“ zu Gast sein, der Lernplattform für bewusste Eltern, und wir haben über Herausforderungen im Alltag und auch im Urlaub gesprochen.

Bei Interesse kannst du ihn dir unter diesem Link bei Apple Podcasts anhören:

https://podcasts.apple.com/de/podcast/noranni-macht-klar-schiff/id1691771830?i=1000622486519

 

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