Weihnachten.
Für viele ist es das Fest der Liebe, der Familie und der Besinnlichkeit.
Für andere ist es vor allem eines:
Emotional aufgeladen, anstrengend – und nicht selten der Auslöser für Streitigkeiten.
Streit an Weihnachten ist gar nicht so selten – ehrlich gesagt kommt es ganz schön häufig vor – und eigentlich braucht ihn keiner so wirklich.
Vielleicht kennst du das auch:
Die Erwartungen sind hoch, die Nerven sind nicht die besten, alte Themen werden getriggert, und plötzlich reicht ein kleiner Satz, ein Blick oder ein Kommentar, um eine große Diskussion oder ein emotionales Verhalten auszulösen.
Dabei wünschen sich die meisten von uns genau das Gegenteil:
Harmonie, Verbindung, Nähe.
Doch genau diese Nähe bringt oft auch alte Verletzungen, unausgesprochene Konflikte und Spannungen, die vielleicht schon jahrelang da sind, an die Oberfläche.
In diesem Artikel möchte ich mit dir darauf schauen,
- warum Streit an Weihnachten so häufig passiert
- welche typischen Konfliktmuster immer wieder auftauchen
- und warum Vergebung einer der größten Hebel ist, um innerlich frei zu werden – unabhängig davon, ob der andere sich entschuldigt oder nicht
Denn ich glaube fest daran:
Wenn wir uns selbst und die Muster, die sich immer wieder abspielen, besser kennen und einen Schritt in eine neue, andere Richtung gehen, dann ist dies eine große Chance.
Warum Streit an Weihnachten so häufig entsteht
Streit an Weihnachten hat selten nur mit dem aktuellen Moment zu tun.
Oft ist Weihnachten lediglich der Auslöser – nicht die Ursache.
Eigene Erwartungen oder Erwartungen von anderen treffen auf alte Muster
Weihnachten ist emotional aufgeladen.
Viele von uns tragen (bewusst oder unbewusst) Erwartungen in sich wie:
- „Dieses Jahr soll es endlich harmonisch sein.“
- „Jetzt müssen wir uns doch alle irgendwie gut verstehen.“
- „An Weihnachten sollte man sich doch zusammenreißen können.“
- „Wenn ich mich nur zurückhalte, dann wird schon nichts schiefgehen.“
Diese Erwartungen erzeugen Druck.
Und Druck ist kein guter Nährboden für gelassene Kommunikation.
Gleichzeitig treffen wir an Weihnachten oft auf Menschen, mit denen wir eine lange gemeinsame Geschichte haben.
Familienmitglieder, mit denen es schon früher Konflikte gab.
Themen, die nie wirklich geklärt wurden.
Das Ergebnis: Alte Muster werden reaktiviert – schneller als uns lieb ist.
Alte Verletzungen kommen wieder an die Oberfläche
Ein Kommentar, der „harmlos gemeint“ war.
Ein Blick, der an frühere Situationen erinnert.
Ein Gefühl von „Schon wieder hört mir niemand zu oder ich werde nicht verstanden.“
Gerade an Feiertagen reagieren wir oft besonders sensibel.
Und so wird aus einem kleinen Auslöser schnell ein großer Streit, der eigentlich etwas ganz anderes ausdrücken will und ein harmonisches Weihnachten rückt in die Ferne.
Es liegt das Gefühl in der Luft von…
Ich fühle mich nicht wertgeschätzt.
Ich bin verletzt worden und nun alleine mit meinen Gefühlen
Meine Geschwister werden bevorzugt
Mich fragt niemand so wirklich, wie es mir geht
Stress, Überforderung und emotionale Erschöpfung
Weihnachten bedeutet für viele Organisation, Erwartungen erfüllen, Geschenke besorgen, Termine koordinieren, Familie „unter einen Hut bringen“, wenig Zeit haben und auf Knopfdruck fröhlich zu sein.
Wenn wir ohnehin schon erschöpft sind, reagieren wir schneller gereizt.
Unsere emotionale Toleranzgrenze sinkt und Konflikte eskalieren leichter.
Streit an Weihnachten ist also oft auch ein Zeichen von Überforderung oder es kommt eine innere Unzufriedenheit zum Vorschein, die schon lange unter der Wasseroberfläche besteht (also nicht sichtbar ist).
Im „Kommunikation leben Podcast“ kann ich dir Folge 21 „Konflikte in der Weihnachtszeit“ empfehlen:
Auf Apple Podcast, spotify und allen gängigen Podcastplayern verfügbar.
https://coaching-ludwig.com/podcast-kommunikation-leben/
Typische Streitthemen an Weihnachten
Auch wenn jede Familie anders ist, zeigen sich bestimmte Themen immer wieder:
- Unterschiedliche Erwartungen an das Fest
- Ungleiche Aufgabenverteilung
- Einmischung in Erziehung oder Lebensentscheidungen
- Vergleiche, Bewertungen, Verallgemeinerungen
- alte Rollenbilder & Muster
- Unausgesprochene Vorwürfe und alte Wunden
Es geht dabei selten nur (noch) um das Thema selbst, sondern um das Gefühl dahinter.
Und unsere Gefühle gehören zu uns. Wir sollten sie nicht abspalten, nicht verdrängen, nicht unterdrücken.
Sondern wir sollten genau hinschauen und uns überlegen:
Was möchte dieses Gefühl mir sagen?
Welches Bedürfnis ist nicht gefühlt?
Was steckt hinter dem Gefühl, vielleicht getarnt oder versteckt?
Gefühle sind unsere Wegweiser und sie ja, sie sind nicht umsonst da.
Allerdings dürfen wir auch aufpassen uns nicht komplett von unseren Gefühlen steuern zu lassen, sondern immer wieder auch unsere Gedanken zu überprüfen.
Diese steuern nämlich auch unsere Gefühle und sie sind oft ein guter Ansatzpunkt, wenn wir es geschafft haben, eine andere Perspektive einzunehmen.
Streit an Weihnachten: Was er wirklich aussagt
Ein Streit ist kein Zeichen von Versagen.
Er ist ein Hinweis.
Ein Hinweis darauf, dass es gerade ein Ungleichgewicht gibt, eine Unstimmigkeit oder eine Grenze überschritten wurde.
Etwas in dir, möchte vielleicht gesehen, gehört oder gewürdigt werden.
Etwas in dir, möchte für die eigenen Bedürfnisse einstehen.
Etwas in dir, möchte deine Werte oder deine Person, bzw. deine Familie schützen.
Vielleicht ist ein Bedürfnis nach Anerkennung, Ruhe, Respekt, Verständnis, Klarheit nicht erfüllt und du möchtest deine Perspektive sichtbar machen.
Statt dich für einen vergangenen Streit zu verurteilen oder dich selbst klein zu machen, darfst du dich anschließend fragen:
Was hat mich gerade wirklich getroffen?
Was hätte ich in diesem Moment gebraucht?
Wie möchte ich eigentlich reagieren?
Wie schaffe ich es, das nächste Mal noch konkreter zu kommunizieren oder ruhiger und gelassener zu bleiben?
Allein diese Fragen bringen oft mehr Frieden als jede Rechtfertigung oder jede Kritik an sich selbst.
Selbstreflexion ist wichtig, keine Frage – aber sich selbst zu verurteilen bringt uns definitiv nicht weiter.
Warum Vergebung der größte Hebel ist
Wenn es um Streit an Weihnachten geht, wird Vergebung oft missverstanden.
Viele denken:
„Wenn ich vergebe, heiße ich das Verhalten von mir oder anderen gut.“
Das stimmt nicht.
Vergebung bedeutet nicht
- alles zu entschuldigen
- Grenzen aufzugeben
- weiter alles hinzunehmen
Vergebung bedeutet
- dich innerlich zu entlasten
- alte emotionale Verstrickungen zu lösen
- Frieden in dir zu finden
Vergebung ist nicht in erster Linie kein Geschenk an den anderen.
Vergebung ist hauptsächlich ein Geschenk an dich.
Vergebung beginnt nicht erst im Gespräch – sondern schon vorher
Oft warten wir darauf, dass der andere sich entschuldigt.
Dass er Einsicht zeigt.
Dass er „es endlich versteht“.
Doch solange du innerlich festhältst an Groll, Wut, inneren Dialogen, alten Geschichten bleibst du emotional gebunden an den Konflikt.
Vergebung bedeutet, diesen inneren Knoten zu lösen – unabhängig davon, ob der andere sich bewegt oder nicht.
Wir können jemandem anderen für sein Verhalten vergeben, ohne es zu entschuldigen.
Wir können uns selbst vergeben, ohne es gut zu heißen, was wir gemacht haben.
Da sind kleine, aber feine Unterschiede dabei, die aber wichtig sind, für deine persönliche Entwicklung.
Gerade bei Streits die rund um Weihnachten passieren, hilft es uns sehr, wenn wir möglichst unbelastet den Menschen um uns herum begegnen können.
Drei Schritte, um Vergebung für dich möglich zu machen
Erkenne deinen Schmerz an, denn er gehört zu dir.
Vergebung funktioniert nicht über das Überspringen von Gefühlen.
Sie beginnt damit, ehrlich hinzuschauen:
- Was hat mich verletzt?
- Warum hat es mich so getroffen?
Erlaube dir, deinen Schmerz ernst zu nehmen – ohne ihn zu dramatisieren, aber auch ohne ihn kleinzureden.
Versuche das Verhalten von der Person zu trennen
Gerade bei einem Streit an Weihnachten vermischen wir oft beides:
„Er / sie ist immer so …“
Doch Vergebung wird leichter, wenn du unterscheiden kannst:
Das Verhalten war verletzend und die Person ist eigentlich mehr als dieses Verhalten.
Das heißt nicht, dass du alles tolerierst.
Aber es schafft innerlich Abstand.
Entscheide dich bewusst für inneren Frieden
Vergebung ist eine Entscheidung, die dir keiner abnehmen kann.
Du entscheidest dich in dem Moment dafür, nicht weiter innerlich zu kämpfen, nicht weiter alte Gespräche zu führen, nicht weiter Energie zu verlieren.
Denn deine Energie ist deine Energie und wenn du sie einmal verschenkt hast, musst du deine Energiedepots erst einmal wieder auffüllen.
Du darfst dir immer wieder selbst sagen:
Ich lasse los – nicht für dich, sondern für mich.
Wie du Streit an Weihnachten konstruktiver gestalten kannst
Vergebung ist ein innerer Prozess.
Doch du kannst einiges tun, um Streit an Weihnachten nicht eskalieren zu lassen.
Es gibt immer einen gewissen Handlungsspielraum, den auch du hast, aber natürlich haben wir es nicht komplett selbst in der Hand.
Wenn du es irgendwie schaffst, dann reduziere nach Möglichkeit deine Erwartungen.
Ich finde es wichtig, dass wir einen gewissen Anspruch an uns selbst oder auch an bestimmte Situationen haben, aber in der Praxis zeigt sich: Je höher die Erwartungen, desto größer das Konfliktpotenzial.
Frage dich:
Was ist heute wirklich wichtig?
Was darf auch unperfekt sein?
Auch wenn deine Emotionen hochkochen, dann versuche bei dir zu bleiben, statt in der Vorwurfshaltung.
Statt: „Du machst immer …“ oder „Nie machst du…“
sage lieber: „Ich merke, dass mich das gerade wütend oder traurig macht.“
Das verändert sofort die Gesprächsdynamik.
Es ist immer wichtig, aber besonders in der Weihnachtszeit führt kein Weg daran vorbei: Erlaube dir Pausen
Du musst nicht überall mit dabei sein.
Du musst nicht immer einer Meinung sein.
Du darfst dich zurückziehen.
Du darfst Luft holen.
Manchmal ist ein Spaziergang heilsamer als jedes klärende Gespräch.
Wenn Vergebung (noch) nicht möglich ist
Manchmal ist der Schmerz zu groß.
Manche Verletzungen sitzen tief.
Auch das ist okay.
Vergebung lässt sich nicht erzwingen.
Aber du kannst anfangen, dir selbst mit Mitgefühl zu begegnen.
Und manchmal ist der erste Schritt nicht „Ich vergebe“, sondern: „Ich erkenne an, wie schwer das für mich war.“
Wenn dich Streitigkeiten rund um das Weihnachtsfest belasten und du erste Impulse für dich mitnehmen möchtest, dann buche dir jetzt ein kostenfreies Erstgespräch in meinem Kalender:
https://coaching-ludwig.com/kennenlerngespraech/
Streit an Weihnachten mit Kindern – eine besondere Herausforderung
Kinder spüren Spannungen sofort.
Auch wenn nicht offen gestritten wird.
Und wir wollen ja vom Herzen ein gutes Vorbild sein,
wir möchten den Kindern das Weihnachtsfest besonders schön machen,
wir wünschen uns, dass sie glücklich sind und
dass sie das gemeinsame Fest in guter Erinnerung haben.
Dieser unsichtbare Druck ist ganz schön groß.
Gerade wenn es in der Partnerschaft oder innerhalb der Familie oft zu Unstimmigkeiten kommt.
Das Wichtigste ist nicht, komplett konfliktfrei durch die Weihnachtszeit zu gehen – sondern authentisch.
Nimm dir einen Moment und entschuldige dich, wenn du laut geworden bist.
Versuche deine Gefühle zu benennen und bleibe möglichst ehrlich.
Zeige auch deinen Kindern, dass Konflikte dazugehören, aber auch lösbar sind.
Niemand muss vor ihnen davonlaufen.
Damit schenkst du deinen Kindern auf lange Sicht emotionale Sicherheit und sie werden dir später einmal dankbar dafür sein.
Noch dazu beeinflusst es auch, wie deine Kinder wiederum selbst als Erwachsene mit Konflikten oder Streits an Weihnachten umgehen.
Mein persönlicher Gedanke zum Schluss
Streit an Weihnachten ist kein Zeichen dafür, dass grundsätzlich etwas „falsch läuft“.
Er ist ein Zeichen dafür, dass Beziehungen lebendig sind – und dass Themen da sind, die gesehen werden wollen.
Vergebung kann bei Streitigkeiten in der Weihnachtszeit ein kraftvoller Hebel sein.
Nicht, weil Vergebung alles gut macht – sondern weil sie dich innerlich frei macht.
Vielleicht ist dieses Weihnachten nicht perfekt.
Aber vielleicht wird es ehrlicher.
Bewusster.
Und ein kleines Stück friedlicher – in dir.
Und das ist oft mehr, als wir denken.
Herzliche Grüße


