Die gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist ein mächtiges Werkzeug, um eine tiefere Verbindung zu uns selbst und zu anderen Menschen herzustellen.
Ohne es zu beabsichtigen, haben unsere Worte und unsere Art zu sprechen oft Verletzungen und Leid zur Folge – bei anderen, aber auch bei uns selbst.
Die GFK fördert Empathie, Verständnis und respektvollen Austausch.
Sie kann dazu beitragen, Konflikte zu lösen und Beziehungen zu stärken.
Wir können die GFK in den unterschiedlichsten Situationen anwenden, egal in welchem Alter die Personen sind und unabhängig von ihrem kulturellen oder religiösen Hintergrund. Daher wird sie auch als eine Sprache des Lebens bezeichnet.
In diesem Artikel gebe ich dir einen Überblick, wie du die Prinzipien der gewaltfreien Kommunikation in deinen Alltag integrieren kannst, um ein harmonischeres und erfüllteres Leben zu führen.
Was bedeutet eigentlich „gewaltfreie Kommunikation“?
Die gewaltfreie Kommunikation, entwickelt von Dr. Marshall B. Rosenberg, ist ein Kommunikationsmodell, das darauf abzielt, Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden, indem es den Fokus auf Bedürfnisse und Gefühle legt.
Anstatt in Vorwürfen oder Verteidigungen zu sprechen, ermöglicht die GFK, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse ausdrücken und die der anderen respektieren lernen.
Durch die GFK können wir Beziehungen in einem neuen Licht sehen und sie bringt uns dazu, von Herzen zu geben und zu nehmen.
Sie ist nicht nur eine Technik, sondern eine Lebensweise.
Die Anwendung von GFK kann in vielen Bereichen unseres Lebens einen positiven Unterschied machen – sei es in persönlichen Beziehungen, im beruflichen Umfeld oder in der Erziehung von Kindern.
Durch sie lernen wir, in einer bestimmten Situation zu erkennen, was wir konkret brauchen und es im Anschluss klar auszusprechen.
Dadurch hilft sie uns, authentisch zu sein und gleichzeitig die Perspektiven und Gefühle anderer zu berücksichtigen.
Die vier Schritte der gewaltfreien Kommunikation
1. Beobachtung
Im ersten Schritt der gewaltfreien Kommunikation geht es darum, eine klare Beobachtung dessen zu machen, was tatsächlich geschieht, ohne diese mit Bewertungen oder Urteilen zu vermischen.
Es ist entscheidend, dass wir dabei nur die Fakten wiedergeben, ähnlich wie eine Kamera oder ein Tonbandgerät es tun würde, ohne dabei Interpretationen oder Meinungen hinzuzufügen.
Dies hilft, Missverständnisse zu vermeiden und eine klare Grundlage für die weitere Kommunikation zu schaffen.
Beispiele für klare Beobachtungen:
- Anstatt zu sagen: „Du bist immer so unordentlich“, könntest du sagen: „Ich sehe, dass deine Schuhe und Bücher im Wohnzimmer herumliegen.“
- Anstatt zu sagen: „Du hörst mir nie zu“, könntest du sagen: „Während unseres Gesprächs vorhin hast du dreimal auf dein Handy geschaut.“
Unterschied zwischen Beobachtung und Bewertung:
Eine Beobachtung beschreibt objektiv, was passiert ist, während eine Bewertung subjektive Interpretationen oder Urteile hinzufügt.
Zum Beispiel ist „Du kommst immer zu spät“ eine Bewertung, während „Du bist diese Woche dreimal nach 9 Uhr zur Arbeit gekommen“ eine Beobachtung ist.
2. Gefühle
Der zweite Schritt der gewaltfreien Kommunikation besteht darin, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und klar und ehrlich auszudrücken.
Das ist manchmal gar nicht so leicht und erfordert zunächst, dass wir uns unserer eigenen emotionalen Reaktionen bewusst werden.
Oft neigen wir dazu, unsere wahren Gefühle zu verbergen oder zu unterdrücken, insbesondere in Konfliktsituationen, was die Kommunikation erheblich erschweren kann.
Bei diesem Schritt ist es wichtig, zwischen echten Gefühlen und Gedanken oder Interpretationen zu unterscheiden.
Echte Gefühle sind körperliche Empfindungen oder emotionale Zustände wie Freude, Traurigkeit, Angst oder Wut.
Gedanken oder Interpretationen hingegen sind Bewertungen, Urteile oder Annahmen über eine Situation oder eine Person.
Beispiel:
„Ich habe das Gefühl, du liebst mich nicht“ oder „Ich fühle mich ignoriert“, ist mehr ein Gedanke, als ein wirkliches Gefühl.
Wobei „Ich bin traurig, weil du gehst.“ ein echtes Gefühl ausdrückt.
3. Bedürfnisse
Bedürfnisse sind die Grundlage unserer Gefühle und Handlungen.
Wenn unsere Bedürfnisse erfüllt sind, erleben wir positive Gefühle wie Freude und Zufriedenheit.
Wenn unsere Bedürfnisse unerfüllt bleiben, fühlen wir uns oft frustriert, traurig oder wütend.
Das Verstehen und das Kommunizieren unserer Bedürfnisse führt dazu, uns selbst besser zu verstehen und anderen klarzumachen, was uns wichtig ist.
Der dritte Schritt der gewaltfreien Kommunikation besteht deshalb darin, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und klar auszudrücken.
Die GFK schärft unsere Wahrnehmung in der Hinsicht, dass das, was andere sagen oder tun, ein Auslöser für unsere Gefühle sein mag, aber nie ihre Ursache ist.
Anstatt zu sagen: „Du bist so unzuverlässig“, ist es besser zu sagen „Mir ist Verlässlichkeit wirklich wichtig.“
Statt „Du hörst mir nie zu“, wäre es zielführender, du formulierst den Satz so:
„Ich habe das Bedürfnis danach, dass mir jemand wirklich zuhört und Verständnis zeigt.“
4. Bitten
Als letzten Schritt ist es wichtig, eine konkrete Bitte auszusprechen.
Die Bitte sollte spezifisch und positiv formuliert sein, sodass dein Gegenüber genau versteht, was du möchtest.
Unterschied zwischen Bitten und Forderungen:
Eine Bitte ist eine respektvolle Anfrage, die deinem Gegenüber die Freiheit lässt, zuzustimmen oder abzulehnen.
Eine Forderung hingegen setzt dein Gegenüber unter Druck und kann Widerstand hervorrufen.
Um eine echte Bitte von einer Forderung zu unterscheiden, achte darauf, wie du reagieren würdest, wenn dein Gegenüber ablehnt. Wenn du bei einer Ablehnung wütend oder beleidigt reagierst, war es wahrscheinlich eine Forderung.
Eine konkrete Bitte könntest du z.B. so formulieren:
„Ich hätte gerne, dass du nicht schneller als erlaubt fährst.“
„Ich wünsche mir, dass du mir deine Aufmerksamkeit schenkst, wenn ich mit dir spreche.“
Gewaltfreie Kommunikation im Alltag anwenden
Hier habe ich dir ein paar Beispiele für die Anwendung der gewaltfreien Kommunikation mitgebracht.
Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern:
Kinder sind besonders empfänglich für die Prinzipien der GFK.
Anstatt sie zu kritisieren, können wir ihnen unsere Beobachtungen und Gefühle mitteilen, unsere Bedürfnisse erklären und sie bitten, ihr Verhalten zu ändern.
Ein Beispiel: „Ich bin heute dreimal über dein Spielzeug gestolpert. Das stresst mich sehr, weil ich Ordnung im Haus brauche, damit es auch mir gut geht. Kannst du bitte dein Spielzeug jetzt in dein Zimmer wegräumen?“
Gewaltfreie Kommunikation am Arbeitsplatz:
Im beruflichen Umfeld kann GFK helfen, Missverständnisse und Spannungen zu vermeiden. Anstatt einem Kollegen Vorwürfe zu machen, könntest du sagen:
„Ich habe 5 Tage von dir keine Rückmeldung bekommen. Das überfordert mich gerade, weil ich auf deinen Input angewiesen bin, um mein eigenes Projekt rechtzeitig abzuschließen. Könntest du bitte zukünftig die Deadlines einhalten oder mir rechtzeitig Bescheid geben, wenn es Schwierigkeiten gibt oder es nicht klappt?“
Gewaltfreie Kommunikation in der Partnerschaft:
In Beziehungen kann die GFK dabei helfen, Konflikte zu lösen und Missverständnisse zu vermeiden. Zum Beispiel:
„Du hast gar nicht angerufen, dass du später kommst. Ich mache mir dann Sorgen, weil ich gerne wissen möchte, dass es dir gut geht und wann wir gemeinsam zu Abend essen können. Bitte schicke mir doch in Zukunft eine kurze Nachricht, wenn du dich verspätest.“
Die Vorteile der gewaltfreien Kommunikation
Gewaltfreie Kommunikation bringt viele Vorteile mit sich. Um sie alle aufzuzählen, würde der Platz hier nicht reichen, daher möchte ich zumindest drei von ihnen erwähnen.
Verbesserte Beziehungen:
Durch den respektvollen und empathischen Austausch können Beziehungen vertieft und Konflikte deutlich reduziert werden.
Stärkere Selbstwahrnehmung:
Die GFK fördert die Selbstreflexion und hilft uns, unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse besser zu verstehen und uns damit selbst besser kennenzulernen.
Effektivere Konfliktlösung:
Konflikte können konstruktiv gelöst werden, indem die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt werden. Die Offenheit, von Herzen zu geben und ohne vorschnelle Bewertung zu agieren, ist hier ein wichtiger Aspekt.
Meine Schlussgedanken:
Das Anwenden der gewaltfreien Kommunikation erfordert durchaus ein wenig Übung, es lohnt sich aber auf jeden Fall, diese 4 Schritte im Hinterkopf zu behalten und immer wieder anzuwenden.
Daher:
Bevor du mit anderen kommunizierst, nimm dir einen Moment, um deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen. Das hilft dir, im Anschluss klarer und bewusster nach außen zu treten.
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